Einige bedeutende Bewohner des Tiergartenviertels vor oder bis 1933/1945

Max Liebermann, Bildnis von Eduard Arnhold 1907–1919 (verschollen)
Max Liebermann,
Bildnis von Eduard Arnhold 1907–1919 (verschollen)

Neben und gegenüber der Arnhold-Villa wohnten die Maler und Bildhauer Adolph von Menzel und Georg Kolbe, nicht weit die Schauspielerin Tilla Durieux, ab 1910 Ehefrau des Galeristen Paul Cassirer (1933 emigriert) sowie die Unternehmer James und Eduard Simon, Oscar Huldschinsky (als bedeutender Sammler wie Simon und Arnhold Stifter an die Berliner Nationalgalerie), dessen Sohn, der Architekt und spätere Filmausstatter Paul Huldschinsky (vor der Emigration im KZ Sachsenhausen interniert). Heute auch nicht mehr vorhanden sind die Häuser etwa des Kaufhausgründers Georg Wertheim oder des Bankiers Ludwig Bamberger, Mitbegründers der Deutschen Bank. Mit zum nachbarschaftlich und oft auch beruflich verbundenen Kreis um die Arnholds gehörten die Brüder, Unternehmer und Politiker Emil und Walter Rathenau, der Kunsthistoriker Julius Meyer-Graefe, der neben Paul Cassirer wichtigste Kunsthändler und Publizist Alfred Flechtheim oder die Schriftstellerin und Feministin Hedwig Dohm, Mutter von Hedwig Pringsheim und Großmutter von Thomas Manns Frau Katia.

Einen der wichtigsten Salons, der Kultur und Gesellschaft zusammenbrachte, führte Felicie Bernstein, die gemeinsam mit ihrem Mann Carl die im wilhelminischen Kaiserreich offiziell verfemten französische Impressionisten bereits kurz vor Arnholds eigener Initiative zu sammeln begann. Auch Harry Graf Kessler hatte im Tiergarten-Viertel seine Berliner Wohnung, und vor seinem Umzug an den Pariser Platz lebte und arbeitete hier der von Arnhold als Hauptsammler geförderte Max Liebermann. Erst jüngst im Zuge der Restitutions-Debatte bekannt geworden ist auch der Name des Bankiers, Philanthropen und Kunstmäzens Louis Sachs.

Weitere Anwohner vor dem 1. Weltkrieg: der Publizist Herwarth Walden (Georg Lewin) und seine später geschiedene Frau, die große Poetin Else Lasker-Schüler.

Cassirers Kunstsalon, ausgestattet von Henry van de Velde, lag nicht weit entfernt vom Potsdamer Platz. Der Kunsthändler und Verleger (zusammen mit seinem Vetter Bruno Cassirer) war Berlins erste Adresse für die lange geächteten französischen Impressionisten und für die Künstler der Ende des 19. Jahrhunderts entstandenen Berliner und Münchner Secession – verbunden mit Namen wie Max Liebermann, Walter Leistikow, Lesser Ury, Käthe Kollwitz, Lovis Corinth, Max Klinger oder auch Wassily Kandinsky und Edvard Munch. Cassirer vertrat die Künstler und ihre Bilder als Ausdruck der Moderne, und Eduard Arnhold wurde im 20. Jahrhundert sein bedeutendster Kunde.

An diese Szene, die noch um etliche Namen ergänzt werden kann, soll mit dem »Johanna und Eduard Arnhold Platz«, verbunden mit künstlerisch-architektonischer Gestaltung und Information, erinnert werden.

Für die Finanzierung des Projekts als öffentliche Aufgabe von Staat, Land und bürgerschaftlichem Engagement wird eine Form der private-public partnership vorgeschlagen. Die Realisierung aller gestalterischen Ideen auf dem »Johanna und Eduard Arnhold Platz« sollte spätestens zum 100. Todestag Eduard Arnholds am 10. August 2025 erfolgt sein.

Exemplarische Namensliste:

Johanna und Eduard Arnhold
Felicie und Carl Bernstein
Paul Cassirer und Tilla Durieux, Bruno Cassirer
Hedwig Dohm
Alfred Flechtheim
Oscar Huldschinsky und Paul Huldschinsky
Else Lasker-Schüler
Max Liebermann
Julius Meier-Graefe
Emil und Walter Rathenau
Louis Sachs
Eduard und James Simon
Herwarth Walden

Straube-Plan,. Ausschnitt Tiergartenviertel, 1910 © Landesarchiv Berlin (HistoMap Berlin)
Straube-Plan, Ausschnitt Tiergartenviertel, 1910,
Villa und Galerie Johanna und Eduard Arnhold (Regentenstraße 19) und Wohnsitze einiger bedeutender Bewohner im Tiergartenviertel
nach: Kathrin Wehry: Quer durchs Tiergartenviertel. Das historische Quartier und seine Bewohner.
Für die Staatlichen Museen zu Berlin herausgegeben von Michael Eissenhauer. Berlin 2015

Literatur:

Michael Dorrmann: Eduard Arnhold (1849–1925). Eine biographische Studie zu Unternehmer- und Mäzenatentum im Deutschen Kaiserreich. Berlin 2002

Peter von Becker: Eduard Arnhold. Reichtum verpflichtet – Unternehmer und Kunstmäzen. Berlin/Leipzig 2019

Ulrich Eckhardt/Andreas Nachama (Hrsg.): Jüdische Orte in Berlin. Berlin 2005

Hans Stimmann: Zukunft des Kulturforums. Abgesang auf die Insel der Objekte (darin Wolfgang Schäche u.a.: Dokumentation der Bewohner und Architekten des östlichen Tiergartenviertels bis zu den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs). Berlin 2012/2020

Kathrin Wehry: Quer durchs Tiergartenviertel. Das historische Quartier und seine Bewohner. Für die Staatlichen Museen zu Berlin herausgegeben von Michael Eissenhauer. Berlin 2015