Darum brauchen wir den Johanna und Eduard Arnhold Platz
»Erben, das ist auch ein Talent«, hat Thomas Mann einmal gesagt. Gemeint hat er, dass die vom Erbe Beschenkten rechten Gebrauch davon machen. Dazu gehört als erstes, dass sie sich in Dankbarkeit an die erinnern, denen sie ihre Geschenke verdanken. Daran fehlt es der deutschen Öffentlichkeit trotz einer verdienstvollen »Erinnerungspolitik« von Jahrzehnten immer noch auf vielen Feldern. Dass die moderne Kulturnation des 19. und beginnenden 20. Jahrhundert in großen Teilen eine Schöpfung des deutschen Judentums gewesen ist, ist nicht so selbstverständlicher Baustein unserer Identität, wie es die historische Wahrheit fordert. Das gilt im besonderen Maße von den Mäzenen, den Ermöglichern, die – anders als in den USA – ihr großherziges Tun oftmals diskret ausgeübt haben und nicht nach dem Motto: Tue Gutes und sprich darüber. Von James Simon, dem bescheidenen, zu Lebzeiten fast unsichtbaren Museums-Titan und Nofretete-Stifter, wüssten wir nicht, wenn nicht eine hartnäckige, Jahrzehnte kämpfende Bürgerinitiative dieNennung seines Namens auf der Museumsinsel durchgesetzt hätte.
Aber das kann nur ein Anfang sein!
Berlins Kultur-Blüte bis 1933, von der auch das heutige Berlin immer noch in wesentlichen Teilen lebt, verdankt sich vor allem Gestalten wie Eduard Arnhold und seiner Frau Johanna und anderen hochherzigen Persönlichkeiten aus dem jüdischen Bürgertum. An sie in einem sichtbaren Zeichen zu erinnern, das ins öffentliche Bild unserer Stadt eingezeichnet wird, ist überfällig.
Christoph Stölzl ist am 10. Januar 2023 in Oberbayern völlig unerwartet verstorben. Der Verein zur Erinnerung an Johanna und Eduard Arnhold betrauert den Verlust seines Gründungsmitglieds.